Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Die Schickhardt-Realschule plant ab dem Schuljahr 2017/18 die Einführung eines Ganztagsbetriebs in offener Form. Zwingend notwendig ist dafür eine Mensa. Die soll nach dem Willen der Verwaltung an die Mörike-Sporthalle aus dem Jahr 1988 angebaut werden. Vonseiten der Stadt präsentierten Astrid Szelest, die Leiterin der Schulverwaltung, und Andreas Stier, der Abteilungsleiter Hochbau, das Konzept und die Pläne. Die erste Variante würde neben den beiden zusätzlichen Klassenzimmern einen Speiseraum von 246 Quadratmetern beinhalten. In einer solchen Mensa könnten 198 Schüler gleichzeitig essen, bei einem möglichen Zweischichtbetrieb würden sogar 396 Münder satt werden. Die Kosten: 2,35 Millionen Euro.
Bei der zweiten, kleineren Variante wäre der Speiseraum nur 191 Quadratmeter groß. Da könnten 150 beziehungsweise 300 Schüler ihr Mittagessen einnehmen. Die Kosten würden auf 2,1 Millionen Euro sinken, weshalb die Verwaltung den Stadträten unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten diese Variante nahelegte.
Szelest und Stier machten noch auf andere Aspekte aufmerksam. So gibt es in der Mörikeschule bereits eine Mensa. Die ist zwar nur ein Provisorium in der sogenannten Säulenhalle, aber das schon seit vielen Jahren. Und sie ist beliebt. Täglich werden etwa 110 Mittagessen ausgegeben, inklusive Hort und Betreuung. Wenn der Neubau kommt, endet das Provisorium. Die Säulenhalle könnte wieder für andere schulische Zwecke zur Verfügung stehen. Gleichzeitig könnte sie, wenn die Essenszahlen die Kapazität der neuen Mensa übersteigt, wieder reaktiviert werden.
Willy Härtner begrüßte grundsätzlich die Einführung des Ganztagsbetriebs und den Bau einer Mensa. Der Grüne prognostizierte einen steigenden Bedarf und sprach sich daher eindeutig für die größere Variante aus. Getreu dem Motto: „Lieber jetzt richtig machen und die paar Euro, die es mehr kostet, irgendwo anders einsparen.“ Heinz Franke (SPD) hingegen sagte, „aus unserer Sicht reichen die 150 Plätze aus“. Dies aber weniger im Grundton der Überzeugung. Im Gegenteil. Seine Zweifel formulierte er so: „Vielleicht brauchen wir 250 Plätze. Vielleicht sind schon 150 zu viel.“ Eben wegen dieser Verunsicherung forderte Lutz-Dietrich Schweizer von der Christlichen Initiative Backnang, die beiden Schulleiter anzuhören. Oberbürgermeister Frank Nopper bezeichnete dies spontan als unnötig: „Brauchen wir nicht. Beide haben die große Lösung vorgeschlagen.“ Dass die kleinere Variante in Noppers Augen ausreichend sei, unterstrich er mit dem Hinweis: „Wir waren zeitweise sogar bei einer noch kleineren Lösung.“ Er erinnerte an die Diskussion rund um die Mensa beim Schulzentrum Maubacher Höhe (Max-Born-Gymnasium/Max-Eyth-Realschule). Damals habe er für die kleine Lösung plädiert, was heftige Kritik nach sich zog. Es hieß: „Ihr seid verrückt.“ Nopper: „Heute wissen wir: Wir haben richtig entschieden.“
Trotz der oberbürgermeisterlichen Auffassung durften Thomas Maier, der Rektor der Schickhardt-Realschule, und Karin Moll, die neue Rektorin der Mörike-Gemeinschaftsschule, den Stadträten ihre Meinung darlegen. Maier bezeichnete es als „äußerst wichtig, dass beide Schulen eine zukunftsträchtige Lösung bekommen“. Er warb nicht nur wegen der Synergieeffekte für die größere Lösung. Eine solche würde auch mehr Flexibilität ermöglichen. Maier erinnerte daran, dass die Mörike-Gemeinschaftsschule schon eine Vielzahl an Essen ausgebe, „und ich glaube, die Schickhardt-Realschule wird nachziehen“. Maier: „Wir werden die Plätze mit Sicherheit ausnützen. Die Entwicklungszahlen sind eindeutig.“ Mit dem Verweis auf neue Wohngebiete sagte er: „Wir brauchen es.“
Moll hob auf das Provisorium in der Säulenhalle ab und betonte die Bedeutung der Wohlfühlatmosphäre bei einer Mensa. Ihr Beispiel: Die Mühlfeldhalle in Großaspach. Ein Zweischichtbetrieb führt Moll zufolge immer zu einer gewissen Hektik. Schüler, die schon einen Platz haben, würden sich gedrängt fühlen von jenen, die mit dem Tablett in der Hand auf einen Platz warten. Dass die Säulenhalle als Reserve herhalten muss, gefiel Moll gar nicht: „Es wäre schade, wenn wir wieder in unser Provisorium zurück müssten.“
Nach einer Sitzungsunterbrechung zeichnete sich ab, dass einige Räte umgeschwenkt waren. Obwohl beide Lösungen nicht weit auseinanderlagen, schlug Pia Täpsi-Kleinpeter einen Kompromiss vor. Abgestimmt wurde aber zuerst für die große Lösung, die eine deutliche Mehrheit erhielt. Nur OB Nopper und Charlotte Klinghoffer (BfB) stimmten dagegen, Heinz Franke und Armin Dobler (SPD) enthielten sich der Stimme.
