Von Ute Gruber
BACKNANG. Die Hepp-Seen bei Strümpfelbach sind ein beliebtes Naherholungsziel bei Backnang, besonders seit sie vom Anglerverein aufwändig neu angelegt wurden. Unzählige Gutachten und Auflagen zu Klima-, Natur- und Gewässerschutz mussten in der siebenjährigen Genehmigungszeit berücksichtigt werden, 400000 Euro hat das Ganze den Verein gekostet. „Seitdem kenne ich mich aus mit der heimischen Flora und Fauna“, meint Belau augenzwinkernd.
Herausgekommen ist ein kleines Paradies für Angler und Wildlebewesen gleichermaßen. Man teilt sich die Gewässer fifty-fifty, diesseits der Damm für die Angelfreunde, jenseits die Wildnis mit zahlreichen seltenen Lebewesen wie Sumpfschrecke, Feuerfalter, Eisvogel und unzähligen Amphibien. Attraktiv ist die Anlage auch für durchaus willkommene Erholungssuchende und Hundehalter, weshalb der Privatbesitz explizit nicht eingezäunt wurde.
Die Fische sollen sich ungestört
in sauberem Wasser
entwickeln können
Dass der sanft abfallende Einstieg am unteren See aber keine „ausgewiesene Hundebadestelle“ ist, wie sich anscheinend gerüchteweise unter Hundebesitzern herumgesprochen hatte – was dann exzessiv genutzt wurde – sondern vielmehr eine vom Naturschutz vorgeschriebene Flachzone für Amphibienlarven, musste erst durch Verbarrikadieren und Neuanpflanzen der zertrampelten Teichpflanzen deutlich gemacht werden. Der Verein hofft, dass auch seine Fische sich jetzt wieder ungestört in sauberem Wasser entwickeln können.
Ein ungelöstes Problem bleibt jedoch die Sache mit den Kotbeutelchen. Seit an den beiden Wanderparkplätzen am Waldrand sogenannte Dog-Stationen aufgestellt wurden, wo man sich einen leeren Beutel mitnehmen und ihn mit der Hinterlassenschaft des Haustiers gefüllt wieder einwerfen kann, wäre die Entsorgung eigentlich einfach. Die meisten der Besitzer der laut Belau täglichen 30 bis 50 Hunde nutzen diese Möglichkeit auch.
Manchen jedoch scheint die Lösung nicht einfach genug zu sein, denn regelmäßig finden sich entlang des 2,5 Kilometer langen Rundweges um die Seen selbige Beutelchen am Wegrand. Nett, dass die Tretminen vom Weg genommen werden, aber im Wald hat Plastik nun definitiv nichts zu suchen. „Da ist mir der Kot noch lieber als die Tüte“, wie Revierförster Hans-Joachim Bek bemerkt. Der sei nach ein paar Monaten schließlich verrottet. „In der Tüte verpackt hält er am längsten.“ Also könnte im Wald auf selbige verzichtet werden.
Freilich, wer je so ein Beutelchen mit einem legefrischen Hundehäufchen darin in Händen gehalten hat, weiß, dass Plastik keineswegs geruchsisolierend sein muss. Vielmehr diffundiert das Aroma ungestört nach außen. Man ist geneigt, das Ganze so schnell wie möglich loszuwerden. Zwei Kilometer lang im Wald findet sich dazu leider keine legale Möglichkeit. Unterhalb der Seen, am geteerten Feldweg allerdings dann reichlich: Alle 200 Meter steht ein öffentlicher Mülleimer, der vom städtischen Bauhof wöchentlich geleert wird.
Insgesamt 60 Dog-Stationen gibt es in und um Backnang, dazu unzählige zusätzliche Mülleimer. „Das ist ein Riesenaufwand, die alle anzufahren und zu leeren“, erklärt der stellvertretende Bauhofleiter Rafael Bidlingmeier.
Deshalb sucht man den Dialog mit den Hundehaltern und geht gerne darauf ein, wenn sinnvolle Vorschläge kommen. „Dann gibt’s einen gemeinsamen Ortstermin.“ Der geeignete Standort des neuen Mülleimers sei dann manchmal schon durch eine kleine Pyramide von Beutelchen indiziert. Durch einen Haufen Häufchen sozusagen.
Die Ausgaben für die teure Anschaffung und die Unterhaltung der Dog-Stationen sollen mit der Hundesteuer finanziert werden. Das gilt für öffentliche Anlagen und Wege, nicht aber für Privatbesitz. Private Flächen sind zum Beispiel landwirtschaftliche Nutzflächen wie Äcker und Wiesen, wie sie oft entlang beliebter Gassi-Strecken rund um Backnang zu finden sind. Hier Müll zu entsorgen ist gerade so, als ob man jemanden den Fäkalbeutel auf den Balkon werfen würde.
Besonders für Wiesen, die regelmäßig gemäht werden und das Gras dann als Tierfutter verwendet wird, gilt jedoch die Nulltoleranz: Weder reiner Kot, noch selbiger verpackt in Plastik hat hier etwas verloren. Schließlich geht es um die Gesundheit der Kühe, die durch das verunreinigte Futter im schlimmsten Fall an einer Infektion oder an einem Darmverschluss durch das Plastik elendig verenden können. Leider werden gerade hier häufig Kotbeutel entsorgt, wie unlängst beim jährlichen Austausch zwischen Bauernverband und Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper beklagt wurde. Gilt die Tierliebe hier nur dem eigenen Vierbeiner?
Die Strümpfelbacher Ortsvorsteherin und Backnanger Gemeinderätin Siglinde Lohrmann hat selbst lange Zeit einen Hund gehabt und stellt zu ihrem Bedauern ein schwindendes Verantwortungsbewusstsein aufseiten vieler Hundehalter fest: „Das Tolle ist wirklich, dass die Leute brav die Beutel benutzen, aber dann: weg damit!“ Als ob sie mit dem Einpacken ihrer Pflicht Genüge getan hätten und was danach komme, gehe sie nichts mehr an. „Aber so ist das nicht.“ Wenn man die Leute darauf anspreche, werde man oft rüde angegangen: „Ich zahle schließlich Hundesteuer.“ Der betroffene Landwirt kann sich davon nichts kaufen.
An den Hepp-Seen hat der Anglerverein momentan noch das Glück, dass sich ein Rentner bereit erklärt hat, die Strecke ehrenamtlich einmal in der Woche abzuradeln und die herumliegenden Fäkalbeutel einzusammeln. Dabei hat der selber noch nicht mal einen Hund.

