Von Peter Wark
BACKNANG. Am 2. September startet die 9. Bäder- und Rehatour, diesmal in Kirchheim unter Teck. Über Obermarchtal, Wangen, Bad Ragaz, Davos geht es nach St. Moritz. An vorderer Front dabei sind auch bei der neunten Auflage Marco Longobucco, der jetzt in Unterbrüden lebt, und Hubert Seiter, einst ebenfalls Auenwalder Bürger und früherer Geschäftsführer der Rentenversicherung Baden-Württemberg.
Beide dürfen als Initiatoren der jährlichen Tour gelten. Mit ambitionierten Radtouren im kleineren Rahmen an die Ostsee oder auch den Gardasee hatte einst alles begonnen.
Für Marco Longobucco, in Backnang und Umgebung vielen bekannt als Fahrer eines Hightech-Liegerads, ist die Rehatour immer wieder aufs Neue ein Jahreshöhepunkt. Und er, dessen Lebensgeschichte Lesern dieser Zeitung vertraut ist, kann geradezu symbolhaft für den Sinn der Tour unter dem Motto „Zeigen, was möglich ist“ stehen. Longobucco hatte als junger Mann einen schweren Motorradunfall und arbeitete sich dank der Reha in einem zunächst fast aussichtslos scheinenden Kampf in ein möglichst normales Leben zurück. Er ist ein lebendes Beispiel dafür, was Rehabilitationsmaßnahmen erreichen können. Trotz der bleibenden körperlichen Folgen des Unfalls strahlt der mittlerweile 43-Jährige einen überwältigenden Lebensmut aus. Handicap, na und? „Ich will schließlich gesund alt werden“, sagt er und verweist auf seine stetigen sportlichen Aktivitäten. „Ich bin körperlich topfit, da hält kaum ein 20-Jähriger mit“, freut sich Longobucco ohne falsche Bescheidenheit.
Mit seinem 18 Kilogramm schweren Liegerad macht er täglich im Schnitt etwa 25 bis 30 Kilometer Strecke – das ganze Jahr über. Er geht außerdem regelmäßig ins Judo. Ein E-Bike komme gar nicht infrage, sagt der Neu-Auenwalder, „entweder, man schafft’s oder nicht“.
Er schafft’s. Seit einiger Zeit hat er ein bezahltes Ehrenamt auf der Burg Reichenberg. Wer diese Steigung hinauf zur Burg kennt, der weiß die Leistung einzuschätzen. Auch hier fährt er selbstverständlich mit dem Rad. „Ich muss ja irgendwie rauf.“ Er ist ein Kämpfer, man muss es immer wieder feststellen.
Die Teilnehmer der Bäder- und Rehatour kommen selbst für Anreise, Übernachtung und Verpflegung auf. Etwa 30 Radler werden sich an der diesjährigen Ausfahrt beteiligen: Auf Rennrädern, Tourenrädern, Trikes, Liegerädern. Hubert Seiter, jetzt im Ruhestand und ehrenamtlicher Geschäftsführer des Krebsverbandes, ist der Mann, der auch bei der neunten Auflage der Tour alles zusammenhalten wird. Der stahlharte Hobbyradler kommt gerade von einer Fahrradtour zum Nordkap zurück.
Insgesamt rund
300000 Kilometer gestrampelt
Er weist darauf hin, dass alle Tourteilnehmer zusammen in bisher acht Jahren rund 300000 Kilometer zurückgelegt haben. Unterwegs werden gemeinsam mit den Sponsoren wieder Spenden für den Krebsverband gesammelt. Nicht wenige der Teilnehmer sind selbst (ehemalige) Krebspatienten, die aus eigener Erfahrung wissen, wie wichtig Sport gegen, bei und nach Krebs ist.
Sicher kommt es auch bei der 9. Auflage der Veranstaltung wieder zu vielen spannenden Begegnungen und Überraschungen. So wie im letzten Jahr, als plötzlich Verena Bentele, die zwölffache Paralympics-Gewinnerin und Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, an einem Etappenort auftauchte. Eine Begegnung, die Marco Longobucco in jeder Hinsicht nachhaltig beeindruckt hat.
Begleitet werden die Radsportler von einem Bus. Fahrer Heinz ist seit Jahren dabei; „ein echt guter Typ“, weiß Marco Longobucco. Aber eigentlich gilt das für alle, die bei der Rehatour mitmachen.

