Von Christian Siekmann
KAISERSBACH.Kurz nachdem die Märchen-Rundbootsfahrt im Schwabenpark eingeweiht wurde, wird das erste Boot schon von einem Piraten geentert. Allerdings ist der Seeräuber zurückhaltend und nimmt mit einer Prinzessin Platz in der Gondel. Mit einem Ruck beginnt die Fahrt der beiden mit ihren Eltern auf dem Kanal, vorbei an den Märchen-Pavillons. 400 Kubikmeter Erde sind dafür in den vergangenen Monaten bewegt worden. Für die Station, Fundamente und Fahrrinne haben die Mitarbeiter des Schwabenparks 300 Kubikmeter Beton verarbeitet. Vier Experten des Kaisersbacher Familienparks haben die Anlage vor knapp einem Jahr im Heidepark-Resort in Soltau abgebaut, berichtet Geschäftsführer Thomas Hudelmaier. Zehn Lkw-Ladungen waren nötig, um das Fahrgeschäft von Niedersachsen in den Rems-Murr-Kreis zu bringen. Allein 20000 Euro hat die Gestaltung der Gartenanlage für die Märchen-Rundbootsfahrt gekostet.
Weil die Himalaja-Bahn erst im Dezember abgebaut werden konnte, verzögerte sich der Aufbau der Bootsfahrt, die nun anstelle der Achterbahn Besucher anlocken soll. Doch das Warten habe sich gelohnt, freut sich Thomas Hudelmaier: „Die Märchen-Rundfahrt entwickelt sich zu einem Besuchermagneten!“ Nach einem einwöchigen Probebetrieb wurde sie nun offiziell von Thomas und Guido Hudelmaier sowie der Kaisersbacher Bürgermeisterin Katja Müller eingeweiht.
„Ein Fahrgeschäft, in dem Oma mit ihren Enkeln fahren kann, das ist optimal für uns“, sagt Thomas Hudelmaier. Es ist das Privileg des Geschäftsführers, sich über lange Warteschlagen freuen zu dürfen, während Eltern und Kinder die Minuten zählen, bis es weitergeht, denn die Schlange vor der Märchenfahrt wird immer länger. Sechs Boote fahren derzeit. Vier Personen – wenn die Kinder auf dem Schoß sitzen auch mehr – finden Platz. Mit einem Ruck schießt die Gondel los. Dann gleitet sie gemächlich auf dem künstlichen Fluss. Der Blickwinkel der Fahrgäste verändert sich dabei stetig, denn prallen die Rundboote gegen die Wand, dreht sich die Gondel wie Aschenputtel beim Tanzabend mit dem Prinzen.
Das freut vor allem die Kinder. „Das Drehen gefällt mir am besten“, sagt der achtjährige Jaden. Doch noch mehr fährt er auf die schnelleren Attraktionen ab. Am coolsten sei die große Wasserrutsche. Kurz und steil rutschen die Besucher auf dem „Wave Runner“, hinab. Die Rutsche gehört neben Achterbahn, Bob-Kart und Wildwasserbahn zu den rasanten Attraktionen. Da können Eltern und Nachwuchs als Ausgleich gerne mal durchschnaufen und ein paar Minuten übers märchenhafte Wasser schippern und schauen, was Schneewittchen, der gestiefelte Kater und Aschenputtel in den Märchen-Pavillons treiben. Die Figuren bewegen sich und spielen beliebte Szenen aus Grimms Märchen. Aus den Lautsprechern trällert passende Musik.
Besucher erwarten
immer neue Attraktionen
Damit der Besucherstrom nicht ausbleibt, müssen die Betreiber fast jedes Jahr in neue Fahrgeschäfte investieren. In Zukunft setzen sie noch mehr auf Attraktionen und wollen die Anzahl der Tiere im Park reduzieren. Welche Fahrgeschäfte zu ihrem Park passen, entscheiden die Brüder Hudelmaier gemeinsam. Auf Freizeitpark-Messen sehen sie, was angeboten wird und erfahren, welche Entwicklungen und Trends es gibt. Auf diese Art erfahren sie mitunter auch, welche Attraktionen in großen Parks wie dem Heidepark-Resort ausgemustert werden sollen, im Schwabenpark aber noch ein Lächeln in Kindergesichter zaubern können. Mit großen Parks könnten sie nicht mithalten, sagen Hudelmaiers. Aber als Familienpark hätten sie sich in der Region etabliert. Ein gutes Händchen bei Neuanschaffungen sei dabei fast so wichtig wie gutes Wetter. Eine große Rafting-Anlage, die sie sich gewünscht hätten, sei leider zu teuer und zu groß. 500000 Euro seien hingegen eher eine kleine bis mittlere Investition, sagt Guido Hudelmaier. Die Achterbahn habe mehr als das Sechsfache gekostet.
Die Mischung aus Fahrgeschäften, Tieren und Show-Einlagen sei das Besondere an ihrem Familienpark. Doch die Technik schreitet voran, was unter anderem die Lasertunnel-Attraktion dokumentiert. Über die nächste Neuanschaffung werden Hudelmaiers dann im September in Barcelona entscheiden. Dort findet die nächste Messe für Freizeitparkbetreiber und Schausteller statt.
