Von Matthias Nothstein
Das Thema Hausgeburt oder Klinikgeburt wird seit Generationen heiß diskutiert. Eine eindeutige Antwort, die für alle Fälle gültig ist, wird es nicht geben. Deshalb muss jede Frau oder jedes Paar selbst entscheiden, welche Wahl die richtige ist, welches Risiko vertretbar ist. Getreu dem Motto „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.“
Dass sich die Dres. Ammann so engagiert zu Wort melden, obwohl ihnen keinerlei Nutzen daraus erwächst, das sollte jedem zu denken geben. Hier erheben erfahrene Ärzte ihre Stimme. Die Befürworter der außerklinischen Geburt hingegen neigen zur Verharmlosung, wenn sie den hohen Prozentsatz der Fälle benennen, bei dem Frauen in Ruhe verlegt werden. Die Frage ist vielmehr, wie viele müssen als Notfall ins Klinikum gekarrt werden. Es geht auch nicht drum, wie selten es zu Behinderungen oder gar Todesfällen kommt. Fakt ist vielmehr: Jeder Fall ist einer zu viel, auch wenn er in zehn Jahren nur einmal eintritt. Deshalb sollte die Regel lauten: Kein Risiko.
Bleibt noch die Frage, weshalb sich Gebärende gegen die klinische Sicherheit entscheiden. Die Zeiten, als die Kreißsäle steril gekachelt waren und Ärzte die Schwangerschaft mit einer Krankheit gleichgestellt haben, sind längst vorbei. Heute wird die Wohlfühlatmosphäre großgeschrieben. Dezentes Licht, warme Farben, Musik, der Partner an der Seite, spezielle Verpflegung – kein Wunsch bleibt offen. Im Klinikum Winnenden gibt es ab Herbst sogar einen speziellen Kreißsaal, zu dem kein Arzt Zutritt hat, es sei denn, er wird gerufen. Dieser Ort hat dann die Atmosphäre eines Geburtshauses, aber im Falle eines Falles dauert die Verlegung in den OP nur Minuten. Diese Sicherheit in Anspruch zu nehmen ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber wie heißt es doch so schön: „Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.“