Von Kornelius Fritz
BACKNANG. Die gusseisernen Straßenlaternen in der Backnanger Altstadt sind hübsch anzusehen und passen gut zur mittelalterlichen Fachwerkkulisse. Fast schon historisch war allerdings auch die Technik, mit der sie noch bis vor sechs Jahren beleuchtet wurden. „Die Lampen wurden mit Gas betrieben“, erzählt Hans Bruss, der Leiter des Stadtbauamtes. Die Gaskosten für die 160 Laternen summierten sich auf stolze 40000 Euro pro Jahr. Erst 2010 machte die Stadt diesem ökologischen und ökonomischen Irrsinn ein Ende: „Durch den Umstieg auf LED-Beleuchtung ist der Energieverbrauch bei diesen Lampen um 98 Prozent gesunken“, erzählt Bruss.
Natürlich sind die Einsparungen nicht immer so gewaltig wie in diesem Fall, doch auch bei elektrischen Straßenlaternen lohnt es sich, die noch weitverbreiteten Quecksilber- oder Natriumdampflampen durch moderne LED-Leuchten zu ersetzen. Denn die sind in den vergangenen Jahren immer günstiger geworden: Kosteten sie vor einigen Jahren noch doppelt so viel wie herkömmliche Leuchten, gebe es heute kaum noch Preisunterschiede, erklärt Hans Bruss. So ist auch die Zeitspanne, bis sich die Investitionskosten durch den geringeren Stromverbrauch amortisiert haben, deutlich kürzer geworden. Wenn dann auch noch Zuschüsse von Bund oder Land fließen, kann sich der Umstieg schon nach fünf bis sechs Jahren auszahlen.
Beleuchtung passt sich automatisch den Lichtverhältnissen an
Trotzdem hat die Stadt nicht das Geld, um alle 5400 Straßenlaternen in Backnang auf einmal umzurüsten. „Wir konzentrieren uns zunächst einmal auf die Hauptverkehrsstraßen“, erklärt Bruss. Denn dort brennen die Laternen am hellsten und das Einsparpotenzial ist am höchsten. Aktuell leuchten in Backnangs Straßen bereits rund 600 LED-Lampen. In diesem Jahr kommen weitere 1000 hinzu. 413000 Euro sind dafür im Haushalt eingeplant. „Unser Ziel ist es, bis Ende November umzurüsten“, sagt der Leiter des Baubetriebshofs, Roland Stampfl.
Ab 2017 sollen dann weitere 500 Lampen pro Jahr ausgetauscht werden: In fünf bis sechs Jahren könnten die alten Leuchten dann komplett aus dem Backnanger Straßenbild verschwunden sein. Dass die Stadt aufs Tempo drückt, liegt auch daran, dass sie sich noch Fördergelder sichern will. „Wir wissen nämlich nicht, wie lange es die noch gibt“, sagt Hans Bruss vom Stadtbauamt.
Interessant ist die LED-Technik aber nicht nur für die Straßenbeleuchtung, sondern auch in Gebäuden. Und das nicht nur aus finanziellen und ökologischen Gründen. „LED-Licht bietet auch viel mehr Möglichkeiten“, sagt Andreas Stier, Leiter der Abteilung Hochbau. Die Beleuchtung lässt sich zum Beispiel so einstellen, dass sie sich den Lichtverhältnissen im Raum anpasst. Dämmert es draußen, wird das künstliche Licht automatisch stärker, und in der Nähe des Fensters brennt es weniger hell als in der Mitte des Raumes. Bewegungssensoren erkennen außerdem, ob jemand im Raum ist. Wenn nicht, schaltet sich das Licht von selbst aus. „Dass morgens einer das Licht einschaltet und es bis zum Abend brennt – das gibt’s dann nicht mehr“, sagt Stier. Gerade für Schulen sei LED-Licht deshalb besonders sinnvoll.
In Backnang war die Max-Eyth-Realschule vor drei Jahren die erste Schule, die auf die neue Technik umgerüstet wurde. Rektor Heinz Harter ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Die Beleuchtung hat jetzt eine ganz andere Qualität. Das Licht ist viel heller, ohne dass es blendet.“ Die Lehrer stellten auch fest, dass sich durch die neue Beleuchtung die Konzentration der Schüler im Unterricht verbessert habe. Harters einziger Kritikpunkt: Wenn sich etwa während einer Klassenarbeit länger kein Schüler bewegt, könne es schon mal passieren, dass das Licht plötzlich ausgeht.
Geringere Stromkosten, weniger Wartungsaufwand
Mittlerweile ist die Umstellung auch in der Plaisir-Grundschule, im Max-Born-Gymnasium und in der Gemeinschaftsschule in der Taus abgeschlossen. Das Tausgymnasium und die Schillerschule sind in diesem Jahr dran. An der Mörikeschule wird außerdem zum ersten Mal in Backnang eine Sporthalle auf LED-Licht umgestellt. „Als wir 2007 die Plaisirhalle saniert haben, gab es auch schon solche Überlegung. Damals hatten die LED-Leuchten aber noch nicht die Leistung, um eine Halle zu beleuchten“, erzählt Andreas Stier. Inzwischen ist die Technik auch hier einen Schritt weiter.
Das bisher größte Projekt startet in Kürze aber im Backnanger Bürgerhaus: Dort werden über die Sommerferien mehr als 1000 Leuchten ausgetauscht. Kosten: rund 280000 Euro, 30 Prozent davon bezahlt der Bund. Pro Jahr will die Stadt dadurch rund 120000 Kilowattstunden einsparen. Die Stromrechnung soll so um rund 28000 Euro sinken. Entlastung bringt der Umstieg auf Leuchtdioden auch beim Wartungsaufwand: „Wir haben fast keine Ausfälle mehr“, berichtet Andreas Stier. Während eine normale Leuchtstoffröhre nur etwa 2000 Stunden brennt, versprechen die Hersteller bei LED-Leuchten eine Lebensdauer von bis zu 50000 Stunden.
In den kommenden Jahren will die Stadt Backnang nach und nach weitere öffentliche Gebäude auf LED-Beleuchtung umrüsten. Allerdings lohnt sich der Umstieg nicht in jedem Kindergarten: „Je kleinteiliger die Gebäude, desto schwieriger ist es, nennenswerte Einsparungen zu erzielen“, weiß Andreas Stier. In manchen Fällen sei es deshalb sinnvoller, mit der Umrüstung zu warten, bis die vorhandene Beleuchtung ohnehin ausgetauscht werden muss.

