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Tränen am Stahlring im Stadtpark

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Von Yvonne Weirauch

WINNENDEN. Der Ort des Gedenkens: der Stahlring bei der Hermann-Schwab-Halle in Winnenden. Es ist kurz nach 9 Uhr, als sich immer mehr Schüler, Eltern, Großeltern, Bürger aus Winnenden und der näheren Umgebung am Stahlring im Stadtgarten versammeln. Fernsehteams haben mit ihren Kameras Position bezogen, ebenso die Pressefotografen und Berichterstatter. Auch einige Polizeibeamte stehen abseits des Geschehens.

9.33 Uhr – Glockengeläut ertönt. Die Anwesenden verharren in bedächtiger Stille und lauschen schweigend. Einige Schüler haben Tränen in den Augen, Eltern liegen sich in den Armen, geben sich Halt und Kraft an diesem Tag, in diesem Moment. Manche haben die Augen geschlossen, senken die Köpfe oder schauen starren Blickes ins Leere.

9.33 Uhr, 11. März 2009 – vor sieben Jahren gingen die ersten Notrufe bei der Polizei ein. Der 17-jährige Tim K. hatte in seiner ehemaligen Schule das Feuer eröffnet. Mit der Waffe seines Vaters tötete er in Winnenden und Wendlingen 15 Menschen und sich selbst.

Auch sieben Jahre nach dieser Tat ist die Tragödie gegenwärtig – vor allem für die Eltern, die den Morgen, als sie sich von ihren Kindern verabschiedeten, mit der Gewissheit, sie nach der Schule wiederzusehen, für immer im Gedächtnis haben. Auch in den Köpfen der Mitschüler, die den Amoklauf überlebten, ist das Ereignis eingebrannt. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der am 11. März 2009 ermordeten und den damals an Körper und Seele verletzten Menschen und ihren Familien“, so Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. „Mit Ihnen allen fühlen wir heute. Und blicken darauf, wie schnell menschliches Leid entstehen kann.“

Er erinnert mit seinen Worten an das verhängnisvolle Geschehen: „Schock und Trauer prägen diesen Tag. Die Normalität war mit dieser Tat plötzlich zerstört.“ Dennoch, so der Oberbürgermeister, gehe das Leben weiter. Er betont aber: „Der Weg zurück ist nicht einfach.“ Manche Wegstrecke zur Normalität sei längst noch nicht beendet – und werde vielleicht nie ein Ende finden. Holzwarth nimmt unter anderem Bezug auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 11. März 2011 und will damit deutlich machen: „Wir sind nicht alleine. Wir dürfen uns mit den Menschen verbunden fühlen, die an einem 11. März Schreckliches erlebt haben und die von den Ereignissen geprägt sind.“ Nach diesen Worten verlesen David Butsch und Jana Heller, Mitglieder des Jugendgemeinderats, die Namen der Opfer. Diese stehen auf dem inneren Ringfeld der Stahlkonstruktion. Für jedes der Opfer hatte die Stadt eine weiße Rose in einem Gesteck auf dem Ring aufgestellt. Die Stiftung gegen Gewalt an Schulen platzierte eine Blumenschale daneben. Wieder werden Tränen getrocknet. Ein Mädchen nimmt weinend Abstand von der Menschenmenge, wird von ihren Schulfreundinnen gestützt und in den Arm genommen. Mit dem Gebet mit Pfarrer Jörg Kibitzki und mit einem Musikbeitrag von Felix Brade ist die Gedenkfeier am Stahlring zu Ende.

Am Abend wurden in Weiler zum Stein und in der St.-Karl-Borromäus-Kirche in Winnenden ökumenische Gottesdienste organisiert. Der Jugendgemeinderat der Stadt Winnenden veranstaltete zudem eine Lichterkette.


            Auf dem inneren Ringfeld der Stahlkonstruktion stehen die Namen der getöteten Schüler und Lehrer. Viele Menschen gedenken der Opfer, die beim Amoklauf am 11. März 2009 ums Leben gekommen sind. Foto: A. Becher

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