Von Yvonne Weirauch
BACKNANG. Vor der Tür des chinesisch-mongolischen Restaurants liegen weiße und rote Rosen. Kerzen sind aufgestellt, eine kleine Flamme brennt, eine andere erlischt durch einen Windhauch. Ein Stuhl steht neben der roten Säule am Eingang, der Abfalleimer ist bis zum Anschlag voll, auch der Zigarettenasche-Behälter wurde nicht gesäubert. Ebenso sind Rosen auf der angrenzenden Terrasse abgelegt. Der Innenraum des Lokals ist dunkel. Auf dem Parkplatz stehen nur wenige Autos. Wo normalerweise um die Mittagszeit reger Betrieb herrscht, ist jetzt nur eine beklemmende Stille wahrzunehmen. Seit Freitagvormittag ist das Lokal in der Stuttgarter Straße verriegelt und mit einem Band abgesperrt. Das wird vorerst auch so bleiben, zumindest so lange, bis die Spurensicherung ihre Arbeit abgeschlossen hat.
Die 53-jährige Seniorchefin war am Freitagmorgen in einem der hinteren Räume des Restaurants von einer Mitarbeiterin gefunden worden. Anwohner sagten aus, eine Frau habe den Laden morgens betreten und schrie kurz darauf panisch, dass etwas Schlimmes passiert sei. Die Polizei wurde verständigt.
Die Beamten räumen später ein, dass die Mutter von vier Kindern unter massiver Gewalteinwirkung starb (wir berichteten).
Die mysteriöse Gewalttat gibt den Beamten bislang noch Rätsel auf. Die Umstände der Tat sind völlig unklar. Die Spekulationen reichen von einer Beziehungstat bis hin zum organisierten Verbrechen. Gegen 23 Uhr am Donnerstagabend soll es das letzte Lebenszeichen der Geschäftsinhaberin gegeben haben. In der Asia-Perle waren zu diesem Zeitpunkt keine Gäste mehr. Nach den angegebenen Öffnungszeiten schließt das Lokal in der Regel um 23.30 Uhr.
Es habe bereits viele Zeugenbefragungen gegeben, so Polizeipressesprecher Rudolf Biehlmaier am Wochenende. Bislang ergab sich dabei aber kein konkreter Hinweis.
Welche Motive hinter der Tat stecken könnten, ist noch unklar. Gerüchte wurden einige Stunden nach der Tat laut: die 53-Jährige sei gefesselt auf der Toilette gefunden worden. Dazu wird seitens der Polizei keine Stellung genommen – aus ermittlungstaktischen Gründen.
„Wir geben nichts über den genauen Auffindeort und die Todesursache bekannt. Das ist reines Täterwissen“, betonte Rudolf Biehlmaier bereits am Freitag. Die Ermittlungen der 70-köpfigen Soko Perle laufen auf Hochtouren und in alle Richtungen. Es werde im Verwandten- sowie im Bekanntenkreis ermittelt, ebenso werden die Gäste des Abends – soweit nachvollziehbar – befragt.
Die Obduktion der Leiche wurde am Wochenende in der Tübinger Gerichtsmedizin vorgenommen. Biehlmaier: „Sie ist abgeschlossen.“ Gestern wurde dazu allerdings nichts Näheres preisgegeben. Laut Polizeisprecher Biehlmaier ist nun immerhin bestätigt, dass die Frau tatsächlich Opfer eines Gewaltverbrechens wurde und es sich um ein Tötungsdelikt handelt. Danach war die Todesursache „massive Gewalteinwirkung auf den Körper“.
Alle anderen Details seien ermittlungsrelevante Fakten und werden nicht erläutert.
Das 53-jährige Opfer aus dem chinesischen Wencheng ist in Backnang durchaus keine Unbekannte.
Die Buddhistin gehört einer Großfamilie an, kam 1991 nach Europa. Ihr ältester Bruder hatte als Erster 1985 in den Niederlanden ein Restaurant eröffnet, sechs Jahre später folgte sie ihm in die Niederlande. Von der Provinz Friesland ging es dann 1999 nach Deutschland in den Südwesten. In Backnang eröffnete die Mutter von vier Kindern dann ihre Asia-Perle. Mittlerweile führt ihr Sohn das Lokal, sie fungierte als Geschäftsführerin im Hintergrund.