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Ein Fließband suchen die Schüler vergebens

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BACKNANG (pm). Noch nie war die Ausbildungs- und Berufswahl so schwer wie heute. Nahezu unüberschaubar viele Fachrichtungen und Studienangebote gibt es für Absolventen der Gymnasien. Um ihre Schüler optimal zu fördern, sind die Schulen auf Kooperationen mit Partnern wie Hochschulen, Betrieben, Behörden, Selbständigen und Beratungseinrichtungen angewiesen. Das Gymnasium in der Taus hat dazu ein System der Berufsorientierung entwickelt, das sich über mehrere Schuljahre hinzieht.

Am Anfang steht dabei ein Elternabend in Klasse 10, bei dem das gesamte Konzept vorgestellt und besprochen wird. Dabei gibt es erste konkrete Informationen von ehemaligen Schülern und Eltern über deren Berufe, die in Kleingruppen vorgestellt werden. Als weitere Vorbereitung der klassischen Bogy-Praktika – Bogy steht für Berufsorientierung Gymnasium – , welche die Schüler kurz vor den Pfingstferien in Betrieben ihrer Wahl absolvieren, gibt es einen ganztägigen Besuch im Berufsinformationszentrum Waiblingen und ein Bewerbungstraining unter der Regie von Auszubildenden der Kreissparkasse. Flankierend dazu gibt es ganztägige Betriebserkundungen in kleinen bis mittleren Gruppen. In Klasse zehn sind eher Produktionsbetriebe das Ziel, in Klasse elf liegt der Schwerpunkt auf Unternehmen der Telekommunikation und Berufen wie Arzt, für die das Abitur unabdingbar ist. Abgerundet wird das Gesamtkonzept zur Berufsorientierung in den Klassen elf und zwölf durch Studientage in Hochschulen und Studieninformationsveranstaltungen mit Hochschullehrern an der Schule, Letztere in Zusammenarbeit mit dem Max-Born-Gymnasium und dem Bildungszentrum Weissacher Tal.

Zur Betriebserkundung war jetzt eine Gruppe von Zehntklässlern bei der Lorch Schweißtechnik GmbH in Auenwald zu Gast. Was alles hinter der nüchternen Firmenbezeichnung steckt, war für die Schüler eine Riesenüberraschung. Das Unternehmen blickt auf eine bald 60-jährige Firmengeschichte zurück und zeigt mit der Erschließung neuer Märkte in den USA und China weltweite Präsenz. Etwa 200 Mitarbeiter am einzigen Produktionsstandort Auenwald ermöglichen es dem Kunden, seine spezielle Anlage aus 220000 denkbaren Varianten zusammenzustellen. Um diese Vielfalt bei einer wirtschaftlichen Produktion zu ermöglichen, müssen alle Bereiche des Unternehmens eng aufeinander abgestimmt sein. Vom Einkauf der Teile und Baugruppen über das rechnergemanagte Lager mit 5000 Palettenstellplätzen, der Kommissionierung entsprechend den Kundenwünschen für jedes einzelne Gerät und schließlich der eigentlichen Montage muss alles reibungsfrei ineinandergreifen. Ein Fließband suchten die Schüler vergeblich. Die Montage erfolgt in U-förmigen Produktionsinseln, bei denen ein Mitarbeiter seinen Montagewagen von Station zu Station weiterschiebt und so mit jedem Umlauf in der Insel ein komplettes Gerät montiert.

Verglichen mit der Arbeit am Band ist die praktizierte Form anspruchsvoller und erfordert mehr Einweisung, hat sich aber als flexibler und effizienter erwiesen. Der Transport zum Kunden beschäftigt gleich drei Speditionen, je eine fürs Inland, Südwest- und Osteuropa. Dazu kommen jeden Tag noch um die 300 Pakete. Wem die 220000 Varianten nicht genügen, der kann sich bei Lorch Schweißtechnik an die Abteilungen Sondermontage oder Automatisierung wenden. Und wenn am Ende doch ein Problem auftritt, wird es mit Sicherheit die Reparaturabteilung richten.

Krönung des Besuchs war für die Schüler das Lorch Anwendungszentrum. Dort bekamen sie die verschiedenen Verfahren wie Elektrodenschweißung, Metallinertgas/Metallaktivgas (MIG/MAG)- sowie Wolframinertgas (WIG)-Verfahren erklärt und vorgeführt. Wer sich traute, durfte zum Brenner greifen und wurde stolzer Besitzer eines aus Metallplättchen selbst zusammengeschweißten Würfels. Am Ende des Besuchs erhielten die Schüler eine Stunde Zeit, ihre Erfahrungen zusammenzustellen, und präsentierten diese dann ihren Ansprechpartnern der Firma Lorch Schweißtechnik.

Andere Gruppen waren auf Erkundungstour bei der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH in Allmersbach im Tal, der Erwin Renz Metallwarenfabrik GmbH in Kirchberg an der Murr sowie bei der SMA Metalltechnik GmbH und der Kerres GmbH in Backnang. Bei alledem pflegt die Schule eine enge Zusammenarbeit mit dem Industrieverein für den Raum Backnang, dessen Mitarbeiter Gerhard Haug die Schülergruppen mitunter auch begleitet.


            Einblick unter Gesichtsschutz: Schüler des Tausgymnasiums bei Lorch Schweißtechnik. Foto: privat

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