Von Renate Häussermann
BACKNANG. Es hörte sich alles gut an, was Sven Knödler den Stadträten am Donnerstagabend berichtete. Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Rems-Murr war zur Gemeinderatssitzung ins Kreisverwaltungsgebäude gekommen, um über die Entwicklung der Rettungssituation zu informieren. Dies hatte die CDU-Fraktion beantragt.
„Die Zahl der Rettungseinsätze im Backnanger Raum ist seit Bestehen der neuen Rettungswache in den Lerchenäckern im Jahr 2012 um jährlich 6,5 Prozent angestiegen“, hatte OB Dr. Frank Nopper ausgerechnet. Zwei wesentliche Gründe gibt es dafür, wie Knödler ausführte: Zum einen ist dies bedingt durch die demografische Entwicklung der Bevölkerung, zum anderen „hat aber auch die Bevölkerung ein höheres Anspruchsdenken“. Will heißen: Der Notruf 112 wird heutzutage ziemlich schnell gewählt. Leider auch bei Erkrankungen, die nicht als Notfall eingestuft werden.
Durch die Standortwahl in den Lerchenäckern ist der Rettungsdienst jetzt auch schneller im Raum Murrhardt. Außerdem wird die notärztliche Versorgung durch den Standort Althütte abgedeckt.
18 Rettungswachen, 9 Notarzteinsatzfahrzeuge und 14 Krankentransportfahrzeuge stehen dem Rettungsdienst im Rems-Murr-Kreis zur Verfügung. 190 hauptamtliche Mitarbeiter sind im Einsatz und werden von über 100 qualifizierten Ehrenamtlichen unterstützt.
In der Backnanger Rettungswache arbeiten 32 Hauptamtliche. Der Fuhrpark umfasst fünf Krankentransportwagen, drei Rettungswagen und zwei Notarzteinsatzfahrzeuge sowie ein Spezialfahrzeug für den Transport adipöser Personen. Knödler zu Letzterem: „Wir haben durchschnittlich wöchentlich einen Patienten, der über 150 Kilogramm wiegt.“
Bei einem Herzstillstand zum Beispiel sind die ersten drei Minuten entscheidend, weil das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Da könnten dann auch die acht Minuten zu spät sein, wenn Rettungswagen und Notarzt eintreffen. Knödler verwies hier auf die sogenannte Telefonreanimation:
Speziell geschultes Personal sitzt in der Rettungsleitstelle und gibt dem Anrufer exakte Anweisungen, was bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu tun ist. 66 solcher Anweisungen per Telefon gab es 2015. Überdies werden die Helfer vor Ort, die naturgemäß schneller sind, synchron zum Rettungsdienst alarmiert.
BfB-Stadtrat Karl Scheib, selbst als Notarzt aktiv, hakte nach Knödlers Vortrag nach, wie viele Unfälle sich bei Einsätzen des DRK-Rettungsdienstes ereignen. Im vergangenen Jahr waren es vier Unfälle ohne Personenschaden, war die Antwort. Scheib schilderte auch seinen Eindruck, dass das Martinshorn zu häufig eingesetzt werde, vor allem nachts.
Der Einsatz des Martinshorns werde von der Leitstelle angewiesen, klärte Knödler auf. Es (nachts) nicht einzuschalten und nur mit Blaulicht zu fahren, sei aus rechtlicher Sicht schwierig. Knödler verwies auf einen Unfall in Stuttgart. Dort war der Rettungswagen nur mit Blaulicht unterwegs gewesen. Ein Pkw-Fahrer hatte ihn nicht bemerkt. Es kam zum Unfall. Nun hat der Autofahrer den Fahrer des Rettungsdienstes angezeigt.
Auch wenn der Rettungsdienst im Raum Backnang in Kürze beim Patienten ist, sind doch die Transportzeiten aus dem Backnanger Raum ins Klinikum nach Winnenden nach dem Wegfall des Kreiskrankenhauses Backnang naturgemäß angestiegen. Auf diesen Umstand machte OB Nopper aufmerksam. Freilich sei die medizinische Infrastruktur durch das neue Klinikum besser geworden. Doch auf eine Feststellung dazu wollte Nopper nicht verzichten: „Eine solche Verbesserung der medizinischen Infrastruktur hätte allerdings auch am Standort Backnang stattfinden können.“
Eine Frage trieb Dr. Gerhard Ketterer (CDU) um: Wenn die B14 bei Waldrems zur Baustelle wird, wie schnell kann dann ein Rettungswagen nach Winnenden gelangen? Darüber wollte Knödler jetzt noch nicht spekulieren. Man könne erst Maßnahmen treffen, wenn man wisse, wie die Baustelle aussehen solle.