Von Armin Fechter
BACKNANG. Dennoch drückte der Nachtwächter Stadträten und Verwaltung eine ins Wachs. Sie sollten schleunigst wieder Würze in die Stadtpolitik bringen, „oder brauchet ’r d’rzu au erst ein Schweizer Modell?“, rief er in Anspielung auf die Diskussionen um die Kreuzung bei den Hochhäusern und fügte an: „Ampel weg, Kreisel rein, und dann läuft’s rund.“
Klöpfer sprach bundes- und landespolitische Themen wie die Flüchtlingskrise und die Wahlen an, aber auch die Machenschaften im Fußball, und landete rasch beim neuen Rems-Murr-Chef: „Der Fuchs isch fort, ein U-40-Landrat ist nun da.“ Dass Dr. Richard Sigel „schon oft im unbeugsamen Norden“ war, rechnete ihm der Nachtwächter hoch an: „Vielleicht wächst unter ihm zusammen, wenn’s dann zusammen gehört.“ Am Ende fand er in Backnang schließlich doch noch „oi Skandälchen“, nämlich die „Villa Riva“, wo es „om viel Dreck“ geht – ein Aufreger, der, so seine Befürchtung, womöglich ausgeht wie das Hornberger Schießen. Federn lassen musste allerdings OB Nopper, aus dessen täglichem Nachtgebet Klöpfer spöttisch zitierte: „Bewahre mich vor Übertreibungen und zu großem Stolz, ach was, nein, schenk mir lieber noch mehr Superlative, denn was soll’s!“
Die Rede war eingebettet in ein buntes Spektakel aus Tänzen, Musik und humoristischen Beiträgen – alles vor dem neuen Bühnenhintergrund mit einem großformatigen Foto von Edgar Layher. Die Blaue Garde präsentierte sich in ihren funkelnagelneuen Kostümen und verneigte sich im Showtanz vor Cro, die Tanzmariechen Hanna und Mia wirbelten über die Bühne, ein Solistenquartett und die Gemischte Garde faszinierten mit ihren akrobatischen Darbietungen, Minigarde („Zirkus“) und Rote Garde („Ballett trifft Hiphop“) machten Laune, und mit dem Männerballett ging es schließlich auf Kaperfahrt. Die Nachtschwärmer fanden mit den Schlagern in ihrer Hüttengaudi viele Mitsänger, und die Lohkäs-Trampler hauten einmal mehr mächtig auf die Pauke. Guggenmusikalisch tönte es auch bei den Lady Killers aus Zürich, während das Prinzenpaar vom Möbelwagen Stuttgart wieder mit Schlagern zum Mitsingen animierte.
Mit einer frechen, couragierten Büttenrede eroberte die elfjährige Carina die Herzen des Publikums. Sie verkündete unerschrocken: „Ich vertret’ die Zukunft hier in Eurer Mitt’, sonst stehen hier ja nur alte Knochen in der Bütt.“ Gern wäre sie Präsidentin, denn sie wäre die coolste und hübscheste – und auch die mit dem schönsten Elferrat. Aber halt erst im Jahr 2030, denn „d’ Gabi ist ja erst 50“.
Birgit Pfeiffer und Marcus Neuweiler, der mit dem Großkreuz des Landesverbands Württembergischer Karnevalvereine ausgezeichnet wurde, würzten den Abend mit ihren schwäbisch-derben Scherzen. Auch Helmut Gärtner (Kulturring Donzdorf) als Zwerg vom Berg sorgte für Pointen in Serie. Gastbeiträge steuerten noch die Lachatrapper Dornstadt und der Kuhbergverein Ulm bei.
Das karnevalistische Treiben hielt jedoch für einen emotionalen Moment inne, als sich Detlev Reichert als Sitzungspräsident nach 25-jährigem Engagement verabschiedete. BKC-Präsidentin Gabi Kallfaß würdigte seine Berliner Schnauze und seine Beiträge, die er über die vielen Jahre hinweg in der Bütt für den Verein geleistet hat. Reicherts Aufgabe übernimmt die junge Sara Bay, die bereits bei anderen Faschingsveranstaltungen in der Moderation Erfahrung gesammelt hat.